Spenderbereich nach Haartransplantation

Schmerzen, Jucken, Brennen & die richtige Pflege

Was passiert mit dem Spenderbereich bei einer Haartransplantation am Hinterkopf eigentlich und wie kann ich ihn nach dem Eingriff richtig versorgen?

Auch wenn der Transplantationsbereich auf dem Kopf bei einer Eigenhaartransplantation besonders im Fokus steht, sollte der Entnahmebereich nicht vernachlässigt werden.

Wir haben an dieser Stelle wichtige Informationen über den Ablauf der Haarverpflanzung im Spenderbereich und die anschließende Pflege zusammengestellt.

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Was passiert bei einer Haartransplantation im Spenderareal?

Bei einer Eigenhaarverpflanzung ist heute die FUE-Methode das OP-Verfahren der Wahl.

Dabei werden aus dem Haarkranz, welcher der Spenderbereich ist, Grafts entnommen. Dabei handelt es sich um kleine Haareinheiten bestehend aus 1 bis 4 Haaren.

Der Entnahmebereich wird örtlich betäubt; die Entnahme der Spenderhaare erfolgt mittels FUE Technik mit einer speziellen Stanze, welche auch als „Punch“ bezeichnet wird. Die entnommenen Spenderhaare werden in einer Nährlösung gelagert. Im Empfängerbereich, dort wo neue Haare eingesetzt werden sollen, sticht der Arzt feine Haarkanäle, in die die entnommenen Grafts aus dem Spenderbereich eingesetzt werden.

Hinweis: Noch vor einigen Jahren wurde für die Haarverpflanzung das FUT-Verfahren angewendet. Dabei wurde aus dem Hinterkopf ein länglicher Hautstreifen chirurgisch entfernt, aus dem die Haarfollikel gewonnen wurden. Es entstand eine längliche und relativ große Wunde, die entsprechend genäht und gepflegt werden musste. Die Folge war eine lineare, längliche Narbe im gesamten Haarkranz. Kurzhaarfrisuren waren daher leider nicht mehr möglich.

Die heutige FUE-Methode ist minimalinvasiv und daher insbesondere für den Spenderbereich schonender.

Wie sieht der Hinterkopf unmittelbar nach der Haarverpflanzung aus?

Haarentnahme und Haarverpflanzung erfolgen an einem Tag. Durch die Entnahme der Haarwurzeln ist die “Donor Area” (Spenderbereich) zunächst etwas geschwollen.

Kurz darauf bilden sich kleine Krusten an der Entnahmestelle und die Kopfhaut beginnt manchmal zu jucken.

Spenderbereich nach Haartransplantation
Spenderbereich 14 Tage nach der Haartransplantation

Warum befindet sich die Donor Area meistens am Hinterkopf?

In den meisten Fällen befindet sich der Spenderbereich der Haare am Hinterkopf. Die Haare sind dort unempfindlicher gegenüber dem männlichen Sexualhormon DHT, das für den Haarausfall verantwortlich ist.

Daher ist die wichtigste Voraussetzung für eine Eigenhaartransplantation, dass ausreichend Haare im Spenderbereich vorhanden sind.

Da im Rahmen der FUE Methode die kleinen Transplantate einzeln entnommen werden, besteht auch die Möglichkeit, Körperhaare als Spenderhaare zu verwenden. Im Grunde können Haare von allen Stellen des Körpers benutzt werden.

Es hat sich jedoch gezeigt, dass sich vor allem Barthaare und ggf. Brusthaare am besten eignen. Die Haare im Bart sind in der Regel borstig und kräftig. Daher sollte diese nicht für die Haarlinie, sondern zur Verdichtung des Oberkopfes verwendet werden.

Der Haarkranz als Spenderbereich
Ausreichend viele Haare im Spenderbereich (Haarkranz) des Patienten ist eine wichtige Voraussetzung.

Donor Management: Die richtige Planung

Vor einer möglichen Haar OP sollte der Patient mit seinem Arzt bzw. der Klinik zwei grundlegende Dinge erörtern:

  1. Wie wird der Haarausfallprozess in Zukunft weitergehen / wie ist der Haarausfall bei den männlichen Familienmitgliedern? Mit Hilfe dieser Frage soll geklärt werden, wie groß der Empfängerbereich eines Tages sein könnte. Je größer, desto mehr Spenderhaare werden benötigt.
  2. Wie viel Spenderhaare stehen zur Verfügung? Wenn z.B. die kahlen Bereiche eines Tages sehr groß werden, kann es sein, dass die limitierten Grafts im Entnahmeareal nicht ausreichen. Dann käme es zu einer teilweisen Abdeckung der kahlen Bereiche. Beispiel: Der Schauspieler Bruce Willis hat nicht ausreichend Spendermaterial, um die kahlen Bereiche komplett abzudecken. Er ist kein geeigneter Kandidat, da der einen „schlechten“ Spenderbereich hat (zu wenig Spenderhaare).

Wie läuft der Heilungsprozess im Spenderbereich ab?

Der Spenderbereich wird auch als Donor-Bereich bezeichnet.

Durch die Extrahierung der Transplantate entstehen hier kleine Mikrowunden, die ebenfalls beachtet und richtig versorgt werden müssen. Über den winzig kleinen Entnahmestellen im Spenderbereich bilden sich Wundkrusten. Durch die tägliche Kopfwäsche und die Behandlung mit einer Pflegelotion (Bephanten) lösen sich diese Krusten innerhalb von 10 Tagen selbst ab. Die Abheilung im Spenderbereich ist damit zum größten Teil abgeschlossen.

Dann ist auch wieder ein Besuch beim Friseur möglich. Die nachwachsenden Bestandshaare im Spenderbereich (Hinterkopf und Seiten) können nach 2 Wochen geschnitten bzw. rasiert werden. Ein Nassrasierer sollte in den ersten 4-6 Wochen jedoch vermieden werden.

Zu welchen Komplikationen kann es im Spenderbereich nach einer Haartransplantation kommen?

Auch wenn die FUE-Haarverpflanzung ein schonendes Verfahren ist, kann es zu Komplikationen bzw. Nebenwirkungen kommen. Diese sind jedoch weitestgehend normal und gehören zum Heilungsprozess dazu:

Hautreizungen

Das Entnahmeinstrument sticht in den Spenderbereich Mikrowunden. Das führt in den meisten Fällen zu Hautreizungen, die mit der richtigen Pflege aber schnell ausheilen.

Schock-Haarausfall (Shockloss)

Durch das Trauma und den Schock einer Haar OP können in sehr seltenen Fällen auch die umliegenden Haare in Mitleidenschaft gezogen werden und ausfallen (Shockloss-Haarausfall nach Haartransplantation). Dieser Vorgang ist aber in den meisten Fällen reversibel.

Bei falscher Durchführung der Haarentnahme bzw., wenn sehr viele Grafts auf einmal extrahiert werden, kann es zu bleibenden, unschönen Ausdünnungen oder gar Löchern im Haarkranz kommen.

Infektionen

Wenn die Krusten im Spenderbereich zu früh entfernt werden, können Schmutz und damit auch Bakterien eindringen. Manchmal kommt es auch im Empfängerbereich zu oberflächlichen Infektionen, die Eiteraustritt zu Folge haben können.

Wenn Sie sich an die nachfolgenden Pflegetipps halten, können Sie Risiken und Komplikationen weitgehend vermeiden.

Rötung

Da der Entnahmezone sehr viele kleine Wunden zugefügt werden, bleibt natürlich anfängliche eine gewisse Rötung zurück. Je nach Hauttyp fällt diese unterschiedlich intensiv aus. Nach ca. 10-14 Tagen ist diese jedoch in den meisten Fällen nahezu komplett abgeklungen. Um dem gereizten Bereich Feuchtigkeit zu spenden und um die Rötung schneller abklingen zu lassen, kann kühlendes Aloe Vera Gel oder eine Pflegelotion verwendet werden.

Schmerzen

Einige Patienten berichten über ein unangenehmes Gefühl im Entnahmebereich in den ersten 1-2 Wochen nach der OP. Dies können Schmerzen sein – besonders beim Auflegen des Hinterkopfes auf ein Kissen, ein starker Juckreiz oder ein Brennen.

Der Fachbegriff für dieses Phänomen ist „Hyperästhesie“. Hierbei handelt es sich um eine erhöhte Sensibilität der Kopfhaut bzw. eine Irritation des Nervengewebes. Dieser Nebeneffekt wird durch die Entnahme follikularer Einheiten verursacht.

Kühlendes Aloe Vera Gel, Schmerzmittel und Vitamin B12 können Abhilfe schaffen.

Die Schmerzen verschwinden nach einigen Tagen wieder komplett.

Pickel

In den ersten Wochen und Monaten nach einer Haarverpflanzung kann es im Spenderareal zu Pickelbildung kommen. Dies ist in der Regel ein gutes Zeichen, da Haare durch die Haut dringen.

Bei jeder OP kann ein sehr kleiner Teil der Grafts nicht 100%ig intakt und gesund entnommen werden. Dies wird als „Transsektion“ bezeichnet. Das heißt, die Haarwurzeln, welche noch in der Haut stecken, bilden wieder neue Haare, was wiederum zu Pickeln führen kann.

Wie kann der Entnahmebereich nach der Eigenhaartransplantation gepflegt werden?

Nicht nur der Empfängerbereich, sondern auch der Donor-Bereich muss nach der Eigenhaarverpflanzung intensiv gepflegt werden. 48 Stunden nach dem Eingriff wird sowohl der Empfänger- als auch der Spenderbereich mit einer speziellen Lotion eingerieben (z.B. „Bephantol Körperlotion“)

Sie muss eine gewisse Zeit einwirken. Im Anschluss wird die Lotion vorsichtig mit lauwarmem Wasser ausgespült. Die Lotion macht die Haut geschmeidig und lässt die Krusten leichter abheilen. Außerdem kann mehrmals täglich ein Feuchtigkeitsspray aufgetragen werden, um die Kopfhaut feucht zu halten.

Mit einem PH neutralem Shampoo oder Babyshampoo sollte der Spenderbereich täglich einmal gewaschen werden – bis alles Wundkrusten nach ca. 10 Tagen abgefallen sind.

In den ersten 1-2 Nächten kann es in der Entnahmezone etwas nachbluten. Daher wird dieser Bereich nach der OP verbunden. Am nächsten Tag wird der Verband in der Klinik abgenommen und die Mikrowunden verheilen an der Luft innerhalb weniger Tage. Zum Schlafen kann in den ersten 7 Nächten ein Nackenkissen verwendet werden, auf welches der verbundene Spenderbereich gelegt werden darf.

Wie kurz kann man die Haare im Spenderbereich tragen?

Grundsätzlich ist es möglich nach einer Haartransplantation mit der FUE Technik, die Haare weiterhin sehr kurz zu tragen (z.B. einige Millimeter). 100% narbenfrei ist eine HT jedoch nicht.

Die Sichtbarkeit der so genannten Punktnarben kann variieren und ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Diese sind: 

  1. Gute oder schlechte handwerkliche Durchführung der Haarentnahme.     Der Behandler muss unbedingt darauf achten, dass die Grafts homogen und großflächig extrahiert werden.
  2. Größe des Entnahmewerkzeuges. Je größer die Stanze, desto größer die Punktnarben. Bei zu kleinen Stanzen jedoch, ist es schwierig die Grafts                gesund und intakt zu entnehmen, was das oberste Ziel bei einer Haartransplantation sein sollte.
  3. Anzahl der entnommenen Grafts. Je mehr Grafts entnommen werden, desto mehr Punktnarben und weniger verbleibendes Deckhaar.
  4. Heilungsverhalten der Haut des Patienten. Bei manchen verheilen die kleinen Wunden besser als bei anderen.
  5. Der Kontrast der Haare zur Haut.

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Selbst wenn diese kleinen weißen Punkte vorhanden sind, fällt es Menschen, die sich nicht mit dem Thema Haartransplantation auskennen, in der Regel nicht negativ auf. Es ist kosmetisch absolut vertretbar und deutlich besser als eine längliche breite Narbe.

Es gibt immer die Möglichkeit, falls nötig, die kleinen weißen Punkte pigmentieren zu lassen und diese somit unsichtbar zu machen. Eine Beratung in einem Studio für Haarpigmentierung ist ratsam.

Bleiben Narben im Spenderbereich zurück?

Durch die Entnahme der Spenderhaare entstehen winzige punktförmige Narben im Spenderbereich. Diese heilen vollständig aus. Auch Rötungen und Schwellungen klingen komplett wieder ab. Nach etwa 10 bis 14 Tagen sind die Wunden nicht mehr zu sehen. Die Haare werden gleichmäßig aus dem Spenderbereich entnommen, so dass auch später im Haarbild keine „Löcher“ entstehen.

Fazit:

Der Spenderbereich befindet sich bei einer Haarverpflanzung in den meisten Fällen am Hinterkopf. Dort sind die Haare unempfindlicher gegenüber dem Sexualhormon DHT und wachsen im Empfängerbereich meistens lebenslang. Wenn Sie sich an die im Beitrag genannten Pflegeregeln halten, dann kann der Donor-Bereich nach der Haarverpflanzung schnell und narbenfrei ausheilen.

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Clemens Weber

Unser HT Experte ist Ihr kompetenter Ansprechpartner, wenn es um das Thema Haartransplantation geht. Seit 2011 beschäftigt er sich mit dem Thema Eigenhaartransplantation und unterstützt Betroffene von Haarausfall dabei, den richtigen Arzt für eine Haartransplantation in der Türkei zu finden. Als Experte und Berater hat er bereits über 1500 Menschen vor, während und nach ihrer Haarverpflanzung betreut und begleitet.

Sein YouTube Kanal: Der HT Experte

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