Viele Patienten sorgen sich in der Zeit nach einer Haartransplantation um verstärkt eintretenden Haarausfall (auch bekannt als Shock Loss oder Shedding).
Dies betrifft zum Großteil die transplantierten Haare – seltener und weniger stark die nicht transplantierten Haare (Bestandshaar).
Das Phänomen „Ausfall der transplantierten Haare“ (Schockausfall) ist jedoch normal und sollte nicht überraschend sein.
Die zunächst verlorenen Haare wachsen nach einiger Zeit wieder nach und das Endergebnis einer Haartransplantation ist nach ca. 12 Monaten (1 Jahr) erreicht.
Der (Schock-) Haarausfall ist in der Regel nur vorübergehend, nicht von dauerhafter Natur.
Unser HT Experte Clemens Weber erklärt anschaulich, warum es nach einer Haartransplantation zu Haarausfall der transplantierten Haare kommen kann:
Wundheilungsprozess nach einer Eigenhaartransplantation
Einige Tage nach der Behandlung bilden sich im Empfänger- und Spenderbereich kleine Wundkrusten.
Diese lösen sich nach ca. 7-14 Tagen komplett ab, sodass die behandelten Bereiche abgeheilt und sauber sind, und es wie eine „gepflegte“ Kurzhaarfrisur wirkt. Der Heilungsprozess ist abgeschlossen und die transplantierten Haare sind vollständig verwachsen.
Auch eine eventuelle, im Stirn – und Augenbereich auftretende, Schwellung ist nach wenigen Tagen wieder abgeklungen. Je nach Hauttyp kann die Kopfhaut für einige Wochen nach der Haarverpflanzung noch etwas gerötet und gereizt sein.
Der Patient ist nach ca. 14 Tagen „gesellschaftsfähig“ und es sind keine offensichtlichen Spuren der OP mehr zu sehen.
Wachstumsphasen nach einer Haartransplantation
Das Wachstum der Haare nach einer Haartransplantation verläuft in Phasen.
In den ersten zwei Wochen wachsen die transplantierten Haare bzw. werden zunächst länger.
Danach setzt der erwartete und völlig normale Haarausfall ein. Die Haare werden abgestoßen. Dieser Umstand wird oft als „Shedding“ oder „Shockloss“ bezeichnet und ereignet sich zwischen den ersten 2 bis 6 Wochen.
Ab dem 3. Monat setzt das Wachstum wieder sichtlich ein. Mehr und Mehr Haare dringen durch die Haut, werden länger und kräftiger und die Haardichte nimmt von Monat zu Monat zu.
Das finale Resultat hat seinen Höhepunkt in den meisten Fällen nach 1 Jahr erreicht.
Warum fallen transplantierten Haare zunächst aus?
Der Ausfall von transplantiertem Haar ist ein nahezu universelles Merkmal einer Haartransplantation.
Grund für diesen vorübergehenden (temporären) Ausfall ist die Unterbrechung der Blutversorgung der Transplantate, welche auf dieses Trauma und den Schock reagieren, in dem sie die Haare abstoßen.
Der Haarausfall kann sich bereits 1-2 Wochen nach der Transplantation bemerkbar machen und dauert bis zu 6 Wochen an.
Bei einem sehr geringen Prozentsatz an Patienten fallen die transplantierten Haare nicht aus, sondern wachsen direkt weiter. Bei anderen wiederum verweilt das verpflanzte Haar zunächst in der Kopfhaut, bevor es zu einem späteren Zeitpunkt beginnt länger zu werden. Weder fällt es aus noch wächst es in der Zwischenzeit.
Es ist wichtig anzumerken, dass das Ausmaß des post operativen Schockausfalles keine Auswirkung auf den Erfolg einer Haartransplantation hat.
Warum können auch nicht transplantierte Haare vorübergehend ausfallen?
In den Folgemonaten einer Haartransplantation – unabhängig davon welche Technik für die Implantation verwendet wird – kann es zu teilweisem Ausfall von originalen, nicht transplantierten Haaren kommen.
Dieses Ereignis wird als „temporärer Schockausfall“ bezeichnet. Das heißt, dass der transplantierte Bereich vorübergehend lichter, als vor der OP, aussehen kann. Sowohl die transplantierten als auch ein Teil der nicht transplantierten Haare im Empfängerbereich sind ausgefallen.
Dieser Status ist jedoch nicht von Dauer.
Sobald die Haare nach etwa 3 Monaten nachwachsen wird es zu einem schönen Unterschied im Vergleich zum vorherigen Zustand kommen.
Aus der Behandlung resultierender Schock und Trauma verursachen den Schockausfall.
Der medizinische Terminus für den Haarausfall nach einer Transplantation ist „Efflevium“. Üblicherweise sind bereits feine miniaturisierte Haare, die sich, aufgrund der genetischen Veranlagung, bereits in der letzten Phase ihres Lebens befinden, anfälliger für „Shockloss“.
In seltenen Fällen fallen diese Haare dauerhaft aus und wachsen nicht mehr nach. Dies betrifft in der Regel jedoch nur einen sehr geringen Anteil. Grundsätzlich: je mehr Bestandshaare bereits miniaturisiert sind (sich in der Endphase befinden), desto höher das Risiko von permanentem Ausfall. Dies gilt besonders für junge Patienten mit aggressivem Haarausfall. Ältere Patienten mit stabilem Haarausfall sind selten betroffen.
Wie kann Schockausfall nach einer Haartransplantation reduziert werden?
Es gibt verschiedene Wege den Effekt von post operativem Haarausfall zu minimieren.
1. Medikamentöse Behandlung des Haarausfalls:
Die Einnahme von Medikamenten nach einer Haartransplantation ist auf jeden Fall zu empfehlen.
Das anerkannte und wirksamste Haarausfall-Medikament Finasterid kann den Vorgang der Miniaturisierung von Haaren stoppen, oder sogar rückgängig machen.
Die bereits feinen und schwachen Haare werden kräftiger und somit weniger anfällig für Schockausfall. Ob die Einnahme des Medikamentes, welches gewissen Nebenwirkungen haben kann, für den Patienten in Frage kommt, muss dieser selbst entscheiden.
Auch das andere anerkannte Haarausfall-Medikament Minoxidil 5% kann, nach Abheilung des transplantierten Bereichs, 2 Mal täglich aufgetragen werden, um den Vorgang des Shocklosses verringern oder den Vorgang zu verkürzen.
Nahrungsergänzungsmittel und einige Vitamine können, wenn auch in geringem Maße, ebenfalls hilfreich sein.
2. Der richtige Zeitpunkt der HT und die Anzahl der Transplantate:
Ein guter Zeitpunkt für eine Haartransplantation ist, wenn der Haarausfall stabil ist, der Patient ein gewisses Alter erreicht hat, und der weitere Verlauf des Haarausfalls vorauszusagen ist.
Junge Patienten mit aggressivem Haarausfall und unklarem zukünftigen Haarausfall-Profil sind schwierig zufrieden zu stellen.
Haarausfall ist ein dynamischer Prozess und schreitet voran.
Ein Langzeitplan ist das A und O. Darüber hinaus sollte möglicher Schockausfall von Bestandshaar und der fortschreitende genetische Haarausfall sich in der Anzahl der Transplantate widerspiegeln. Evtl. nach der OP ausfallendes Bestandshaar muss durch das transplantierte Haar kompensiert werden. Ansonsten kann der „Vorher Nachher Effekt“ verpuffen – transplantierte Haare wachsen, aber zeitgleich fallen Eigenhaare wieder aus.
3. Kosmetische Hilfsmittel:
Abdeckstifte, Streuhaare oder ähnliche Hilfsmittel können benutzt werden, um die unschöne Zeit (die ersten 2-8 Wochen) zu überbrücken.
Das vorübergehende lichte Erscheinungsbild nach einer Haartransplantation kann somit aufgebessert und die manchmal schwierige Zeit für den Patienten erträglicher gemacht werden.
Einige Patienten entscheiden sich auch dazu die Haare bis zum Nachwuchs gleichmäßig kurz zu halten, um ein homogenes Erscheinungsbild zu erzeugen.
Schockausfall im Spenderbereich nach einer Haarverpflanzung?
Auch im Spenderbereich (Entnahmezone) kann es in Folge einer Haar OP zu Haarausfall kommen.
In der Regel ist dieser jedoch, genau wie im Empfängerbereich, vorübergehend.
In solchen, eher seltenen Fällen, bilden sich lichte Stellen oder es kommt zu einer signifikanten Ausdünnung im gesamten Spenderareal. Verursacht durch Schock, Trauma der OP, oder unsachgemäße Haarentnahme (Overharvesting = zu viele Haare werden zu dicht zueinander entnommen). Die Auswahl der richten Klinik bzw. des Arztes ist hierbei von großer Bedeutung.
Der beschriebene Haarausfall bzw. die Ausdünnung im Spenderbereich sind in den meisten Fällen nur temporär. Nach wenigen Monaten wachsen die Haare nach und es verdichtet sich wieder. Auch hierbei kann Minoxidil 5% das erneute Wachstum und das Verdichten des Entnahmebereichs fördern.
In nur sehr seltenen Fällen ist der Schockausfall dauerhaft und wird dann leider ein unschönes Erscheinungsbild im Haarkranz (Spenderbereich) hinterlassen.
Fazit
- In der Regel ist Shockloss bzw. Haarausfall nach einer Haartransplantation kein Dauerzustand, sondern ein vorübergehendes Ereignis.
- Dass die transplantatierten Haare nach einer HT zunächst ausfallen ist ganz normal und kein Grund zur Sorge.
- Die Haare beginnen ca. 3-4 Monate nach einer Eigenhaartransplantation sichtlich zu wachsen.
- Das Risiko von Schockausfall kann z.B. mit Haarausfall-Medikamenten und der richtigen Wahl der Klinik und des Zeitpunktes der OP reduziert werden.
- Auch kosmetische Hilfsmittel können die, manchmal schwierige, Zeit nach einer HT verschönern (z.B. Streuhaare)