Wenn nach dem Kämmen plötzlich vermehrt Haare in der Haarbürste hängen oder sich sogar schon kahle Stellen auf dem Kopf bilden, ist das für die Betroffenen ein Schock. Die Ursachen für Haarausfall können vielseitig sein und reichen von einem Vitaminmangel bis zur genetischen Veranlagung.
Dabei sollten Betroffene unbedingt auch ihre Schilddrüsenhormone genauer unter die Lupe nehmen, denn eine Fehlfunktion der Schilddrüse kann ebenso der Grund für einen Haarverlust sein.
Woran Sie erkennen, dass eine Funktionsstörung der Schilddrüse zu Haarausfall führt und was Sie dagegen tun können, lesen Sie in diesem Beitrag.
Welche Erkrankungen der Schilddrüse können zu Haarausfall führen?
Die Schilddrüse steuert als Organ viele Prozesse im Körper. Eine Störung ihrer Funktion zeigt sich daher anhand vieler Symptome – unter anderem einem Haarverlust oder einer Abnahme der Haardichte. Die folgenden Erkrankungen der Schilddrüse können ursächlich für Ihr Haarproblem sein.
- Hypothyreose (Unterfunktion der Schilddrüse)
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion produziert die Schilddrüse nicht genügend Schilddrüsenhormone. Dies kann zu einer Reihe von Symptomen führen, darunter auch Haarausfall. - Hyperthyreose (Überfunktion der Schilddrüse)
Bei einer Schilddrüsenüberfunktion produziert die Schilddrüse zu viele Schilddrüsenhormone. Auch das kann den Wachstumszyklus der Haare stören und ein Auslöser für Haarausfall sein. - Hashimoto thyreoiditis (Schilddrüsenentzündung)
Hashimoto ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die Schilddrüse angreift. Einerseits kann der Haarausfall in diesem Fall durch das Hormonungleichgewicht und die Störung der Schilddrüsenfunktion verursacht werden. Andererseits spielen auch Entzündungen im Zusammenhang mit der Autoimmunreaktion eine Rolle, die zu einer Schädigung der Haarfollikel führen.
Welche Rolle spielt die Schilddrüse beim Haarwachstum?
Die Schilddrüse produziert Schilddrüsenhormone, insbesondere Triiodthyronin (T3) und Thyroxin (T4), die den Stoffwechsel und das Zellwachstum im Körper regulieren. Diese Hormone beeinflussen auch das Haarwachstum. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) produziert die Schilddrüse nicht genügend Hormone.
Ein Mangel an Schilddrüsenhormonen begünstigt wiederum eine Verlangsamung des Stoffwechsels und führt zu einer Verringerung der Zellteilung, einschließlich der Haarfollikelzellen. Dadurch wird das Haarwachstum verlangsamt, das Haar wird dünner und spröder und Haarausfall tritt auf.
Bei einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) produziert die Schilddrüse zu viele Hormone. Ein Überschuss an Schilddrüsenhormonen kann zu einem beschleunigtem Stoffwechsel und damit verbunden einem erhöhtem Zellwachstum führen. Das Haar fällt dadurch schneller aus und neue Haare können nicht so schnell wieder nachwachsen.
In beiden Fällen ist die Nährstoffversorgung und der Wachstumszyklus aus Telogenphase, Anagenphase und Telogenphase der Haarfollikel empfindlich gestört.
Was sind die Symptome einer Schilddrüsenfehlfunktion?
Eine Schilddrüsenerkrankung macht sich anhand verschiedener Symptome bei Ihnen bemerkbar.
Die veränderte Hormonproduktion bei Unterfunktionen oder Überfunktionen der Schilddrüse beeinträchtigt die Stoffwechselvorgänge des Körpers und kann daher vielseitige gesundheitliche Probleme auslösen.
Die folgenden Probleme können auf eine Fehlfunktion der Schilddrüse hinweisen
- Gewichtsveränderungen
Ein unbeabsichtigter Gewichtsverlust kann auf eine Überfunktion der Schilddrüse hinweisen, während eine Gewichtszunahme ein Zeichen für eine Unterfunktion sein kann. - Müdigkeit und Erschöpfung
Eine anhaltende Müdigkeit, Schlappheit und Erschöpfung können auf eine Schilddrüsenfehlfunktion hinweisen. - Veränderungen der Stimmung und des Gemüts
Schilddrüsenerkrankungen können Stimmungsschwankungen, Konzentrationsschwäche, Reizbarkeit, Nervosität oder Depressionen verursachen. - Veränderungen der Haut und der Haarstruktur
Trockene Haut, brüchige Nägel und Haarausfall können auf eine Schilddrüsenerkrankung hinweisen. - Veränderungen im Menstruationszyklus
Ist der Hormonhaushalt durch einen gestörten Schilddrüsenstoffwechsel verändert, dann können Frauen eine unregelmäßige oder schwerere Periode oder andere Zyklusstörungen haben. - Kälte- oder Hitzeempfindlichkeit
Eine Unterfunktion der Schilddrüse kann zu Durchblutungsstörungen und in der Folge einer erhöhten Kälteempfindlichkeit oder Wärmeempfindlichkeit führen, während eine Überfunktion eher eine Hitzeintoleranz auslöst.
Aufschluss über eventuelle Schilddrüsenerkrankungen gibt immer ein Besuch beim Endokrinologen. Durch eine Untersuchung bzw. Analyse des Blutes können die Schilddrüsenwerte bestimmt und eine Schilddrüsenunterfunktion bzw. eine andere Fehlfunktion der Schilddrüse diagnostiziert werden.
Wie sieht Haarausfall durch Erkrankungen der Schilddrüse aus?
Die Art und der Umfang des Haarverlusts können je nach Art der Schilddrüsenerkrankung variieren. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion ist der Haarausfall oft diffus. Der Haarwuchs nimmt über den gesamten Kopf allmählich ab und das Haar wird allmählich dünner. In einigen Fällen kann der Haarausfall bei Schilddrüsenerkrankungen sich auch dadurch zeigen, dass ganze Haarbüschel ausfallen und sich schnell kahle Stellen auf der Kopfhaut bilden. Dies wird insbesondere bei einer Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose) beobachtet.
Neben Haarausfall kann eine Schilddrüsenerkrankung auch zu Veränderungen in der Haarstruktur führen. Das Haar wird spröde, trocken und leblos, es verliert an Glanz und Geschmeidigkeit und fühlt sich grob und stumpf an. Eine Unterfunktion verlangsamt das Haarwachstum häufig. Das Haar wächst langsamer als üblich, wodurch das Haarvolumen abnimmt.
Was tun bei Haarausfall aufgrund von Schilddrüsenproblemen?
Verdächtigen Sie Ihre Schilddrüse, an Problemen mit Ihren Haaren schuld zu sein? Dann sollte Sie der erste Gang zum Arzt führen, der Ihren Stoffwechsel überprüft und dadurch die konkrete Ursache für das veränderte Wachstum der Haare findet.
Der richtige Arzt dafür ist der Endokrinologe als Spezialist für Hormonstörungen. Er kann bei Schilddrüsenproblemen helfen, die Schilddrüsenhormonwerte bestimmen und entsprechende Behandlungsmöglichkeiten und Medikamente vorschlagen.
In den meisten Fällen von Schilddrüsenproblemen wird eine medikamentöse Therapie eingesetzt, um die Schilddrüsenhormone zu regulieren. Bei einer Unterfunktion verschreibt der Arzt in der Regel Levothyroxin, um den Hormonspiegel auszugleichen.
Bei einer Überfunktion können verschiedene Medikamente zur Behandlung eingesetzt werden, die die Hormonproduktion hemmen und damit die Ursache des Haarausfalls beseitigen. Vom Arzt wird oft die Einnahme von antithyroiden Medikamenten, eine Radiojodtherapie gegen Jodmangel oder in einigen Fällen sogar eine operative Entfernung der Schilddrüse zur Behandlung des Haarausfalls und weiterer Symptome empfohlen.
Kann L Thyroxin bei Haarausfall helfen?
Bei einigen Betroffenen kann die Einnahme von L-Thyroxin (Levothyroxin) bei Schilddrüsenproblemen und insbesondere bei einer Unterfunktion dazu beitragen, Haarausfall zu reduzieren und das Haarwachstum zu verbessern. Es handelt sich dabei um ein synthetisches Schilddrüsenhormon, das den Körper mit dem fehlenden Hormon versorgt. Der Hormonspiegel wird dadurch ausgeglichen, was dazu beitragen kann, den Haarausfall zu stoppen und das Haarwachstum zu fördern.
Bei der Einnahme dieses vom Arzt verschriebenen Medikamentes sollten Sie bedenken, dass die Wirkung von L-Thyroxin auf das Haarwachstum individuell variieren kann. Es kann einige Zeit dauern, bis sich der Wuchs der Haare normalisiert, nachdem die Schilddrüsenfunktion mit dem stabilisiert wurde. Zudem können auch andere Faktoren, wie die Dauer und Schwere der Störung bei Frauen und Männern, die allgemeine Gesundheit und die genetische Veranlagung, eine Rolle spielen.
So können Sie Ihre Haargesundheit zusätzlich fördern
Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichender Zufuhr von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen kann die Haargesundheit unterstützen. Es wird empfohlen, auf eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, gesunden Fetten und ausreichender Proteinversorgung zu achten. Außerdem kann auch Stress den Haarausfall verschlimmern. Versuchen Sie daher, Stress im Alltag abzubauen und Entspannungstechniken wie Meditation, Yoga oder Atemübungen in deine Routine einzubeziehen.
Gehen Sie sanft und vorsichtig mit Ihren Haaren um und vermeiden Sie eine übermäßige Hitzebehandlung, enge Frisuren und aggressive chemische Behandlungen. Verwenden Sie milde Shampoos und Pflegeprodukte, die für Ihr Haar geeignet sind.
Kann die Behandlung der Schilddrüsenerkrankung den Haarausfall stoppen?
Die gute Nachricht lautet: Eine angemessene Behandlung der Schilddrüsenerkrankung kann den Haarausfall in vielen Fällen stoppen oder zumindest deutlich reduzieren. Wenn die Schilddrüsenfunktion durch Medikamente oder andere Therapien reguliert wird und der Hormonspiegel sich danach wieder im optimalen Bereich befindet, kann sich das Haarwachstum normalisieren.
Oftmals ist Haarverlust aber ein komplexes Problem, das nicht nur eine Ursache hat. Insbesondere Männer, aber auch Frauen leiden häufig an einem erblich bedingten Haarausfall. Bei dieser Form des Haarverlustes hilft als dauerhafte Lösung meistens nur noch eine Haarversetzung. Dabei werden aus dem Hinterkopf Haare entnommen, die dann in die kahlen Stellen transplantiert werden. In der Regel bleiben diese Haare dort lebenslang