Vielleicht ist es Ihnen selbst schon an sich aufgefallen: Es gibt Zeiten im Jahr, da bleiben verstärkt Haare in der Bürste hängen, die sich mit Monaten abwechseln, in denen kaum ein Haarverlust zu beklagen ist.
Das gleiche Phänomen ist auch bei Tieren zu beobachten, die ihren Fellwechsel immer zur selben Zeit im Jahr erleben. Was Haarausfall nach Jahreszeiten ist, wann er auftritt und was dabei hilft, haben wir Ihnen im folgenden Beitrag zusammengefasst.
Der natürliche Haarzyklus: Wachstum, Ruhe, Haarverlust
Unser Haar ist einem natürlichen Zyklus unterworfen. Etwa 90% unseres Haupthaares befindet sich in einer Wachstumsphase. Die restlichen 10% sind in einer Art Ruhezustand, in dem sie nicht mehr über die Haarwurzel mit Nährstoffen versorgt werden. Das Haar wird mit dem Haarbalg sprichwörtlich aus der Kopfhaut herausgeschoben und fällt schlussendlich ganz aus. Wie lange die jeweiligen Phasen dauern, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Der Ablauf ist dabei aber immer derselbe.
Die Wachstumsphase
In der sogenannten Anagenphase werden die Haare in einem Follikel der Kopfhaut gebildet. Sie wachsen, werden länger und dicker. Die Wachstumsphase kann zwischen 2 und 6 Jahren anhalten.
Die Übergangsphase
Die Übergangsphase wird auch als Katagenphase bezeichnet. Das Haar befindet sich jetzt in einer Art Umbauphase. Die Zellteilung wird eingestellt und die Haarwurzel in der Folge auch nicht mehr mit Nährstoffen versorgt. Diese Phase dauert insgesamt etwa 2 Wochen, so dass sich zwischen 1 und 3% unserer Haare aktuell in diesem Wachstumsstadium befinden. Sie schließt mit einer Verhornung der Wurzel ab.
Die Ruhephase
Durch das Einstellen der Stoffwechselaktivität verkümmert das Haar und fällt schließlich aus. Ist der Prozess nach ca. 3 Monaten abgeschlossen, dann beginnt der Follikel damit, neue Haare zu bilden und der Prozess beginnt von vorn.
Pro Haarfollikel kann es zwischen 10 und 30 dieser Lebenszyklen geben, bis kein neues Haar mehr gebildet werden kann. Die tatsächliche Anzahl der Zyklen, deren Dauer und damit auch die maximale Haarlänge ist in jedem Menschen genetisch festgelegt.
Haarausfall im Frühling und im Herbst: Das steckt dahinter
Tatsächlich kann die Jahreszeit dafür verantwortlich sein, dass Sie plötzlich stärker unter Haarausfall leiden. Das ist erst einmal kein Grund zur Panik. Ohnehin gilt es als normal, dass pro Tag bis zu 100 Haare ausfallen. Insbesondere im Frühling und im Herbst kann es bei jedem Menschen zu einem saisonalen Haarverlust kommen – selbst bei denjenigen, die sonst keinerlei Probleme mit Haarverlust haben.
Warum kommt es zu einem saisonalen Haarausfall?
Unsere Haare dienen dem Schutz des Kopfes und der Kopfhaut. Im Sommer muss die Kopfhaut vor den Strahlen der Sonne und im Winter vor dem Einfluss der Kälte geschützt werden. Im Juni ist der höchste Anteil unserer Haare in einem Ruhezustand, da uns das Kopfhaar jetzt am meisten vor der Sonne schützen muss. Da diese Ruhephase etwa 3 Monate dauert, beginnt der saisonale Haarausfall pünktlich im Herbst. Im Frühling findet ein ähnlicher Vorgang statt, wenn sich das Haar für den bevorstehenden Sommer noch einmal erneuert. Forscher haben herausgefunden, dass durch den Einfluss der Sonne in dieser Jahreszeit sehr viele Haare in die Telogenphase – die Ruhephase eintreten.
Produktion des Hormons Melatonin und der Einfluss auf den saisonalen Haarverlust
Nach neusten Erkenntnissen hat auch die Produktion des Hormons Melatonin einen Einfluss auf den Haarausfall nach Jahreszeiten. Durch die Sonneneinstrahlung wird Melatonin vermehrt im Sommer gebildet, in den übrigen Jahreszeiten eher weniger. Je stärker die Sonne scheint, desto mehr Melatonin haben wir demnach auch im Körper. Nach aktuellem Forschungsstand besitzen Haarwurzeln Rezeptoren, die auf dieses Melatonin reagieren. Somit kann der Haarverlust auch als Folge der Hormonumstellung auftreten.
Wie lange dauert der Haarausfall im Herbst?
Die Haare fallen im Herbst aus, weil sie sich meistens ab Juni bereits in der Telogen- oder Ruhephase befinden. Diese Phase dauert durchschnittlich 100 Tage. Nach diesen 100 Tagen beginnt die Haarwurzel damit, neue Haare auszubilden.
Saisonaler Haarwechsel statt Haarausfall
In Anbetracht der Gründe für den Haarverlust ist es korrekter, von einem Haarwechsel statt von einem Haarverlust zu sprechen. Schließlich fallen die Haare nicht endgültig aus, sondern werden lediglich von jungen, frischen und kräftigen Haaren ersetzt.
Warum kann es auch im Winter zu verstärktem Haarausfall kommen?
Der saisonale Haarverlust tritt aus den genannten Gründen zwar verstärkt im Frühjahr und im Hebst auf, aber nicht ausschließlich. Auch im Winter stellen einige Menschen fest, dass sie verstärkt unter einem Haarausfall nach Jahreszeiten leiden. Der Grund dafür ist einfach: Durch die niedrigen Temperaturen ziehen sich die Gefäße in der Kopfhaut zusammen, so dass diese weniger durchblutet wird. Die Haarwurzeln werde in der Folge auch weniger mit Nährstoffen versorgt, so dass Haare schneller ausfallen können oder ausdünnen. Auch festsitzende Mützen leisten einen Beitrag zum saisonalen Haarausfall. Sie können die Haare austrocknen, was ebenfalls einen Haarverlust zur Folge hat. Am besten tragen Sie zu dieser Jahreszeit locker sitzende Kopfbedeckungen, die die Kopfhaut schön warm halten können.
Haarausfall in der kalten Jahreszeit als Folge von Erkrankungen
Der Winter ist die Jahreszeit, in der Menschen verstärkt mit Grippe und Erkältungskrankheiten zu kämpfen haben. Dies schwächt den Körper und auch die Haare verlieren an Kraft und Glanz. Durch die Schwächung der Haarstruktur können Haare brechen oder auch ausfallen.
Trockene Heizungsluft als Ursache für Haarausfall in dieser Jahreszeit
Spätestens zum Beginn des Winters werden die Heizungen wieder eingeschaltet – die Luft in den Räumen wird trockener, was auch einen Einfluss auf unsere Haarstruktur haben kann. Trockene Haare können leichter brechen und fallen auch schneller aus. Daher kann es auch außerhalb von Herbst und Frühjahr zu einem übermäßigen Haarverlust kommen.
Was kann ich gegen einen Haarausfall nach Jahreszeiten tun?
Grundsätzlich ist der saisonale Haarwechsel schon in unseren Genen angelegt und erfüllt eine natürliche Schutzfunktion. Daher ist es nicht möglich und auch nicht sinnvoll, in diesen Prozess einzugreifen. Allerdings können Sie einiges tun, um das Wachstum der neuen Haare zu unterstützen und den Vorgang des Haarausfalls nach Möglichkeit zu beschleunigen.
Vitamin D
Durch den Mangel an Sonne im Herbst und im Winter entsteht im Körper oft auch ein Mangel an Vitamin D. Hier kann die Einnahme eines speziellen Vitaminpräparates, aber auch die Umstellung der Ernährung auf Lachs, Hering oder Thunfisch helfen, die als wichtige Vitamin D-Lieferanten zählen.
Spaziergänge bei Tageslicht
Um die Melanin-Produktion zu fördern, können Spaziergänge bei Tageslicht helfen. Dadurch kann auch der Haarverlust reduziert werden.
Stress reduzieren
Diese Maßnahme hilft generell gegen Haarausfall, weil Stress ganz jahreszeitenunabhängig ein Auslöser für Haarverlust sein kann. Ausreichend Schlaf, Yoga oder autogenes Training können manchmal Wunder wirken.
Intensive Haarpflege
Wenn das Haar durch Melatonin- und Vitaminmangel dünn und spröde wird, braucht es eine besondere Pflege. Verwenden Sie stärkende Haarpflegeprodukte und massieren Sie diese nach Möglichkeit tief in die Kopfhaut ein. Das fördert gleichzeitig die Durchblutung und damit auch die Sauerstoffversorgung der Haarwurzeln.
Jahreszeitlichem Haarausfall bereits im Sommer vorbeugen
Wenn Sie bei sich festgestellt haben, dass Sie im Herbst verstärkt unter Haarverlust bzw. einem Haarausfall leiden, dann können Sie dem bereits im Sommer vorbeugen. Verlassen Sie sich nicht allein auf die Schutzfunktion des Haares, sondern tragen Sie zusätzlich Kopfbedeckungen, damit kein Sonnenbrand auf der Kopfhaut entsteht. Ein solcher Sonnenbrand kann zusätzlich das Risiko für Haarverlust im Herbst und im Winter erhöhen. Je besser Sie die Haarfasern vor einer Schädigung schützen, desto geringer fällt oft auch der Haarausfall nach Jahreszeiten aus.
Handelt es sich bei mir um saisonalen oder dauerhaften Haarausfall?
Wenn Sie bei sich einen Haarausfall nach Jahreszeiten feststellen, der im Frühling und im Herbst verstärkt auftritt, dann besteht kein Grund zur Sorge. Wichtig ist, dass die Haare nach dem Ausfallen gleich wieder nachwachsen und dem natürlichen Rhythmus folgen.
Sollte das Haar nach dem Haarwechsel im Frühling und im Herbst nicht wieder nachwachsen, dann gehen Sie der Ursache auf den Grund. Manchmal steckt ein Vitaminmangel, manchmal auch eine Krankheit oder ein erblich bedingter Haarverlust dahinter. Dauert der Haarausfall also über die genannten Jahreszeiten hinweg an, dann sollte immer ein Arzt mit der Klärung der Ursache betraut werden.
In diesen Fällen hilft nur noch eine Haartransplantation
Wenn der Haarverlust jahreszeitenunabhängig auftritt oder nach dem Herbst weiter anhält, dann steckt wahrscheinlich mehr dahinter als ein Haarausfall nach Jahreszeiten. Oftmals wird die Diagnose androgenetischer, also erblich bedingter Haarverlust gestellt, der schon in jungen Jahren nach dem Ende der Pubertät auftreten kann. Hier kann nur noch durch eine Haartransplantation dauerhaft Abhilfe geschaffen werden. Bei der Eigenhaartransplantation werden Haare aus dem Spenderbereich in die kahlen Stellen eingesetzt und wachsen dort zu einem Großteil dauerhaft an.
Fazit: Darum kommt es im Frühjahr verstärkt zu einem Haarausfall
Dass zu bestimmten Jahreszeiten vermehrt Haare im Kamm hängenbleiben, ist kein Grund zur Verunsicherung. Während die Haare im Sommer eine wichtige UV-Schutzfunktion übernehmen, gelangen Sie in eine Ruhephase und fallen nach ca. 100 Tagen im Herbst aus.
Auch im Frühjahr erneuern sich die Haare noch einmal, damit sie ihre Schutzfunktion für die warme Jahreszeit wieder aufnehmen können. In der Regel ist der Haarverlust nach Jahreszeiten innerhalb weniger Wochen abgeschlossen. Sollte er darüber hinaus weiter anhalten, muss dies ärztlich abgeklärt werden. Je nach Diagnose kommt dann eine Haarverpflanzung in Frage, um das Problem dauerhaft zu lösen.