Schon seit vielen Jahrhunderten gilt die Haarpracht eines Menschen als Schönheitsmerkmal. In der Renaissance-Zeit trugen selbst Männer wallende Locken-Mähnen- wenn auch meist nur als Perücke.
Daher stellt auch der Haarverlust seit jeher ein ernsthaftes, ästhetisches Problem dar. Eine dauerhafte Lösung stand lange in den Sternen. Die Geschichte der Haartransplantation begann erst in der Mitte des 20. Jahrhunderts, als ein Arzt aus Japan die erste Methode zur Haarverpflanzung entwickelte, die auch in der Praxis funktionierte.
Im folgenden Beitrag möchten wir Ihnen einen lebendigen Einblick in die Geschichte der Haartransplantation geben.
Ein Blick zurück: Verpflanzung von Tierhaaren als erste Versuche
Auch wenn die erste gängige Methode der Haarverpflanzung erst im 20. Jahrhundert entwickelt werden konnte, reichen die ersten Versuche weitaus länger in der Geschichte zurück. Zunächst versuchte man, behaarte Hautpartien von Tieren in die Kopfhaut von Menschen zu verpflanzen. Woran diese Methoden letztlich scheiterte, ist nicht überliefert. Man geht aber davon aus, dass es bei den Patienten zu schweren Infektionen und sogar zu Todesfällen kam.
Der erste Versuch der Haarverpflanzung in Deutschland 1822
Diesen Versuch unternahm ein Medizinstudent gemeinsam mit seinem Lehrer. Die beiden Mediziner versuchten, Haare aus der Kopfhaut von Menschen zu entnehmen und sie in einen anderen Bereich des Körpers zu transplantieren. Laut eigener Aussage war der Versuch erfolgreich – mehr ist davon aber leider nicht überliefert. Auch ist nicht bekannt, warum die Versuche in der Folge nicht weiter fortgesetzt wurden. Die nächsten, überlieferten Versuche einer Haartransplantation begannen dann erst wieder in der Mitte des 20. Jahrhunderts.
Die erste, erfolgreiche Haartransplantation im 20. Jahrhundert
Ein japanischer Arzt namens Dr. Shoji Okuda gilt als der Begründer der Haartransplantation. Er entwickelte das, was als Durchschlags- oder Punchtechnik in die Geschichte der Haartransplantation einging.
Haarverpflanzung mit der Punchtechnik
Diese ersten Versuche ähnelten schon sehr stark dem, was wir heute noch unter FUE-Technik kennen. Diese veraltete Methode der Haartransplantation wird teils noch heute in Deutschland durchgeführt. Dr. Okuda gewann kleine Hautinseln – sogenannte Punches – aus der Kopfhaut, die er in andere Bereiche des Kopfes transplantierte. Es gelang ihm dabei, dass diese transplantierten Haarfollikel anwuchsen und sich an dieser Stelle neue Haare bildeten.
Auch Transplantationen an den Augenbrauen und am Bart waren mit dieser Technik möglich. Ursprünglich war diese Methode entwickelt worden, um Brandopfern zu helfen, die durch ihre schweren Verletzungen keinen natürlichen Haarwuchs mehr bekamen. Allerdings wirkten die Ergebnisse zu dieser Zeit wenig befriedigend. Die transplantierten Haare sahen borstig aus und man war von einem natürlichen Haarbild noch sehr weit entfernt.
Meilensteine der Haarverpflanzung im 20. Jahrhundert
Nach diesen ersten, teils erfolgreichen Versuchen gab es noch zahlreiche weitere Meilensteine in der Geschichte der Haartransplantation. Diese möchten wir im Folgenden kurz darstellen.
Haartransplantation von Dr. Tamura
Dieser japanische Arzt schaffte bereits die Grundlagen für die FUT-Haartransplantation. Er entnahm behaarte Hautpartien, die er in die kahlen Hautstellen einsetzte. Auch diese Methode sollte zunächst ausschließlich Brandopfern zugute kommen.
Dr. Norman Orentreich
Dieser US-amerikanische Arzt führte 1952 sein erste Haartransplantation nach dem schon bekannten Prinzip durch. Er setzte Grafts mit einer Größe von 3,5 Millimetern in kahle Bereiche der Kopfhaut ein und wollte so Patienten helfen, die unter erblich bedingtem, frühen Haarausfall litten. Die Versuche waren erfolgreich. Die Grafts wuchsen an, erzeugten aber noch immer ein vergleichsweise unnatürliches Ergebnis. Dr. Ortenreich war es auch, der die Entdeckung machte, dass die Haare aus dem Hinterkopf weniger empfindlich gegen Dihydrotestosteron
Carlos Uebel
Dieser Wissenschaftler verfeinerte die Streifen-Methode noch weiter, indem er die entnommenen Haut-Partien in noch feinere Streifen zerlegte. Dadurch entstanden weitaus bessere und natürlichere Ergebnisse. Daher gilt Dr. Uebel heute auch als Begründer der sogenannten Streifen- oder FUT-Methode. Der Durchbruch kam dadurch zustande, dass er erstmals die Anatomie der Haare bei seinen Versuchen berücksichtigte.
Die Geschichte der modernen Haartransplantation: FUE und FUT-Methode
Die bislang beschriebenen wissenschaftlichen Tests und Versuche legten den Grundstein für die modernen Methoden der Haartransplantation. 1986 wurde erstmals auf einem Kongress die Möglichkeit thematisiert, Haare in Form von Micrografts zu transplantieren. Dem voran ging die Erkenntnis, dass Dr. Bob Limmer unter einem hochauflösenden Mikroskop sah, dass die Haare nicht willkürlich, sondern büschelweise mit bis zu 4 Haarfollikeln wachsen.
Die Entwicklung der FUE Methode zur Haartransplantation
Nachdem die ersten Versuche zur Verpflanzung von Haaren weit zurückliegen, war die FUE Technik die erste gängige und massenhaft angewendete Technik zur Haarverpflanzung. 1986 wurde diese Methode offiziell vorgestellt. Bis heute wird sie teils noch in Kliniken für Haartransplantation angewendet. Man entnimmt dafür einen Hautstreifen aus dem Hinterkopf und bereitet diesen in einer Nährstofflösung auf. Aus diesem Hautstreifen werden dann die Grafts separiert, um sie in die kahlen Stellen einzusetzen.
Die Entwicklung der FUE-Methode
Die Entdeckung der Micrografts auf der Kopfhaut war der entscheidende Schritt für die Entwicklung der FUE-Haartransplantation. Der japanische Arzt Masumi hatte 1988 die Idee, die Haarfollikel auf der Kopfhaut mit einer Hohlnadel zu entnehmen und sie an andere Stellen zu verpflanzen. Nach der Entnahme müssen die Haarfollikel in einer Nährlösung aufbewahrt werden, damit sie nicht absterben. In der Zwischenzeit werden die Haarkanäle für das Einsetzen der Grafts gestochen, so dass die entnommenen Haare schnellstmöglich dort eingesetzt werden können. Die Methode wurde schrittweise verfeinert und bis heute angewendet. Die FUE-Haartransplantation wurde 2002 offiziell von W. R. Rassmann vorgestellt und gilt bis heute als Goldstandard in der Haartransplantation.
Warum wird heute vorrangig die FUE-Technik angewendet?
Lange Zeit standen beide Methoden in Konkurrenz miteinander. Es gibt sowohl bei der FUE- als auch bei der FUT-Methode Vor- und auch Nachteile, die individuell gegeneinander abgewogen werden müssen.
Vor- und Nachteile der FUT-Haartransplantation
Bei der FUT Technik wird wie bereits beschrieben ein Haarstreifen aus der Kopfhaut entnommen. Dadurch entsteht eine große Wunde, die das OP-Risiko erhöht und auf der anderen Seite auch eine Narbe hinterlässt. Bei den meisten Patienten ist diese Narbe dauerhaft sichtbar, insbesondere dann, wenn auch die Haare am Hinterkopf mit dem Alter zunehmend lichter werden. Auch der Heilungsprozess verzögert sich deutlich.
Was lange Zeit für die Methode sprach, sind die niedrigeren Kosten. Auch die OP selbst kann schneller durchgeführt werden, da der aufwändige Prozess der einzelnen Entnahme der Grafts am Hinterkopf entfällt. Außerdem ist für diese Behandlung keine Vollrasur nötig.
Vor- und Nachteile auf einen Blick
+ Niedrigere Kosten
+ Geringerer OP-Aufwand
+ Keine Vollrasur nötig
– Invasivere Methode
– Höheres OP-Risiko
– Dauerhafte Narbenbildung
Vor- und Nachteile der FUE-Haartransplantation
Die Innovation der FUE-Methode bestand darin, dass den Patienten nun kein Streifen mehr entnommen werden musste. Dadurch sanken die OP-Risiken, beispielsweise starke Blutungen oder Infektionen zu erleiden und auch Narben entstanden bei dieser Technik nicht mehr. Stattdessen wurde mit einer sehr feinen Hohlnadel gearbeitet, die einzelne Grafts aus dem Entnahmebereich separierte – die mikrofeinen Löcher heilen vollständig aus und hinterlassen keine Spuren.
Zudem ist die Wahrscheinlichkeit, dass transplantierte Haare anwachsen, wesentlich höher. Es können mit dieser Methode auch Haare von anderen Körperstellen transplantiert werden und auch die Heilungsphase verläuft wesentlich schneller. Weil die follikulären Einheiten sehr klein sind, ist eine dichte Transplantation von Haaren möglich. Schon kurz nach dem Eingriff können die Patienten wieder in ihren gewohnten Alltag übergehen, Sport treiben etc.
Nachteil Kosten? Nicht bei einer FUE Haartransplantation in der Türkei
Als größter Nachteil dieser Methode galt lange Zeit der vergleichsweise höhere Preis. Durch den erhöhten OP-Aufwand, der sich meistens über mehrere Stunden zieht, mussten Patienten auch tiefer in die Tasche greifen. Mittlerweile haben sich aber einige Kliniken in der Türkei auf Haartransplantationen mittels der FUE-Technik spezialisiert. Diese Kliniken bieten FUE-Haartransplantationen weit unter dem Preis für Haartransplantationen in Deutschland an. Patienten zahlen pro Graft Behandlungskosten in Höhe von 1,25 Euro sowie eine Pauschale für das Hotel und den Service. Damit liegen die Gebühren weit unter den Kosten für FUE- und FUT-Transplantationen in Deutschland.
Vor- und Nachteile auf einen Blick
+ Niedrige Kosten für FUE Haartransplantationen in der Türkei
+ Es können Haare von anderen Körperstellen transplantiert werden
+ Kurze Heilungsphasen
+ Keine Narbenbildung
+ Dichte Transplantation möglich
+ Gute Anwachsraten
+ Schnelle Aufnahme des gewohnten Alltags möglich
– Meist eine Vollrasur des Kopfes nötig
– Zeitintensiver Eingriff
Betrachtet man die Vor- und Nachteile beider Methoden der Haartransplantation, dann überwiegen die Vorteile der FUE-Technik. Dieses Verfahren wird heute in den modernen Kliniken angewendet und immer weiter verfeinert.
Ausblick: Neuste Techniken der Haartransplantation
Die neuste Entwicklung in der Geschichte der Haartransplantation ist die DHI Haartransplantation. Diese Technik ist eine Weiterentwicklung der FUE-Methode und gilt heute als eine der fortschrittlichsten Techniken. Für den Eingriff wird eine besondere Hohlnadel verwendet, mit der die Entnahme der Grafts, die Aufbereitung in der Nährlösung und das Einsetzen in einem Arbeitsschritt erfolgt.
Im Gegensatz zur FUE-Methode wird die Haarwurzel direkt nach der Entnahme in die kahlen Stellen der Kopfhaut eingesetzt, ohne dass zuvor dafür Löcher gestanzt werden müssen. Dadurch verringert sich die Zeit, in der die Grafts außerhalb der Kopfhaut verbringen müssen wesentlich, was wiederum die Anwuchsraten noch einmal stark verbessert. Außerdem wird auch die Behandlungszeit verkürzt, was die Haartransplantation für den Patienten wesentlich angenehmer gestaltet. Sie verursacht kaum Schmerzen, verringert die Blutungen im Verlauf des Eingriffs und die Kopfhaut muss auch nicht vollständig rasiert werden.