Der Haarschopf wird stets dünner und die Kopfhaut tritt immer deutlicher hervor – das sind Anzeichen für den diffusen Haarausfall. Er kann Menschen jedes Alters und Geschlechts treffen und löst meist Besorgnis und Unbehagen aus. Hier erklären wir, welche möglichen Ursachen es für den Haarausfall gibt, wie lange er in der Regel dauert, sowie ob und wie die Haare wieder nachwachsen.
Was ist diffuser Haarausfall?
Beim diffusen Haarausfall, auch Alopecia diffusa genannt, fallen die Haare nicht in bestimmten Mustern, sondern gleichmäßig vom gesamten Kopf ab. Man erkennt den Haarverlust meist daran, dass das Haupthaar immer dünner wird und die Kopfhaut deutlich unter den Haaren zu sehen ist. Im Gegensatz zum erblich bedingten Haarausfall oder dem kreisrunden Haarausfall entstehen aber normalerweise keine einzelnen kahlen Stellen.
Grundsätzlich kann der diffuse Haarausfall bei Frauen und Männern gleichermaßen auftreten, Frauen sind in der Regel allerdings häufiger davon betroffen. Obwohl die Haare immer weniger werden, kommt es bei dieser Art des Haarverlustes im Normalfall aber nicht zu einer vollständigen Glatzenbildung.
Verlauf und Dauer des diffusen Haarausfalls
Sobald das Haar lichter wird, macht sich schnell Angst breit und die Betroffenen hoffen, dass die Haare schnell wieder nachwachsen. Verlauf und Dauer des diffusen Haarausfalls sind allerdings sehr individuell und lassen sich leider nur sehr schwer einschätzen. Generell unterscheidet man bei der Alopecia diffusa zwischen zwei Formen.
Form 1: telogenes Effluvium
Meist gibt es für diese Art des Haarverlustes einen spezifischen Grund bzw. ein bestimmtes Ereignis, das den Verlust der Haare auslöst. In den meisten Fällen setzt der Haarausfall dann zwei bis drei Monate nach dem Ereignis ein. Der Grund: Die Haare werden verstärkt in die Ruhephase, auch Telogenphase genannt, gedrängt.
Nachdem der Auslöser erkannt und beseitigt wurde, ist der Haarausfall erst einmal gestoppt. Danach dauert es bei der akuten Form noch etwa vier bis sechs Monate, bis der Haarschopf wieder zu seiner alten Fülle zurückkehrt. Dauert der telogene Haarausfall aber länger als sechs bis acht Monate an, ist er chronisch und kann auch regelmäßig wiederkehren. |
Form 2: anagenes Effluvium
Bei dieser Form fallen die Haare recht plötzlich und schon in der Wachstumsphase oder Anagenphase aus. Dadurch schreitet der Haarausfall sehr rasch voran, sodass es gerade einmal ein bis zwei Wochen dauert, bis die Haare vermehrt ausgehen. Das ist beispielsweise bei Chemotherapien, sonstigen Bestrahlungsbehandlungen oder starken Vergiftungen der Fall.
Sobald die Behandlung oder Vergiftung jedoch endet, wachsen die Haare in der Regel aber wieder nach. Was besonders interessant ist: In manchen Fällen kann es sogar vorkommen, dass die Haare danach dichter werden als zuvor. |
Diffuser Haarausfall: Ursachen
Was diese Art der Alopezie etwas knifflig macht, ist, dass sie verschiedene Auslöser haben kann. Die genaue Ursache zu kennen ist jedoch wichtig, denn nur dann können Sie auch effektiv dagegen vorgehen. Deshalb gibt es hier einen kurzen Überblick über die häufigsten Gründe für den diffusen Haarausfall.
Haarausfall nach Schwangerschaft
Nach der Geburt eines Kindes leiden viele Frauen unter diffusem Haarausfall. Der Grund ist dabei einfach erklärt: In der Schwangerschaft verlängert sich aufgrund der Hormonumstellung die Wachstumsphase der Haare und viele Frauen freuen sich über eine besonders volle und glänzende Mähne.
Nach der Geburt sinkt der Östrogenspiegel allerdings rasant wieder ab, was ein vermehrtes Ausgehen der Haare nach sich ziehen kann.
Aus demselben Grund kann übrigens ein Haarausfall nach Absetzen der Pille beobachtet werden, denn auch hier wird befindet sich plötzlich weniger Östrogen im Körper. Doch keine Sorge, dieser Haarausfall nicht von Dauer! Nach einiger Zeit pendelt sich das Haarwachstum von allein wieder ein, selbst ohne dass etwas dagegen unternommen wird.
Aber: Kommt es zu einem Haarausfall während der Wechseljahre, sind zwar ebenfalls die Hormone Schuld, doch in diesem Fall spricht man nicht von diffusem, sondern vom erblich bedingten Haarausfall. Diese Art der Alopezie ist allerdings nicht umkehrbar, sodass die ausgefallenen Haare leider nicht wiederkehren.
Haarausfall durch die Schilddrüse
Da sie für die Regulierung des Stoffwechsels verantwortlich ist, kann auch die Schilddrüse Haarausfall auslösen. Verantwortlich für den Haarschwund sind die Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4). Produziert die Schilddrüse zu wenige dieser Hormone, wird der Stoffwechsel verlangsamt und dadurch das Haarwachstum gehemmt. Als Folge wird die Mähne brüchig und trocken und die Haare gehen aus.
Bei einer Überfunktion der Schilddrüse kann es hingegen passieren, dass die Haare überschnell wachsen und daraufhin auch schneller in die Ruhephase eintreten. Dadurch werden sie dünner, brechen leichter ab und können ebenfalls ganz ausgehen.
Diffuser Haarausfall durch Stress
Psychische Belastungen haben meist Auswirkungen auf den gesamten Körper und die Haare sind davon nicht ausgenommen. Forscher vermuten, dass durch anhaltenden Stress die Konzentration bestimmter Botenstoffe, wie etwa Noradrenalin, im Körper erhöht und so eine Entzündung an den Haarfollikeln ausgelöst wird. Als Folge hören die Haare auf zu wachsen und verflüchtigen sich schließlich ganz.
Haarausfall durch Mangelerscheinungen
Ein weiterer häufiger Grund für die Alopezie ist eine unausgewogene Ernährung. Wird der Körper nicht mit genügend Nährstoffen, Spurenelementen oder Vitaminen versorgt, können die Haarwurzeln nämlich nicht gesund wachsen. Konkret heißt das, dass der diffuse Haarausfall etwa bei Eisenmangel, Zinkmangel oder einem Vitamin-B-Mangel auftreten kann. Bei Essstörungen wie Magersucht, Bulimie oder radikalen Diäten bekommt der Körper ebenfalls nicht genügend Nährstoffe.
Krankheiten und Vergiftungen
Leider hören die möglichen Ursachen für das lichter werdende Haar hier aber noch nicht auf. Verschiedene Krankheiten können nämlich ebenso dahinterstecken. So können beispielsweise Infektionen wie Scharlach, Syphilis oder Influenza oder entzündliche Kopfhauterkrankungen wie Schuppenflechten Haarausfall auslösen. Durch schwere Leber- oder Nierenerkrankungen können die Haare ebenfalls ausgehen.
Auch bestimmte Medikamente, vor allem jene, die bei Chemotherapien eingesetzt werden, bringen die Haare dazu, auszugehen. Darüber hinaus können selbst Schwermetallvergiftungen, etwa durch Arsen oder Thallium, eine Ursache sein.
Diffusen Haarausfall behandeln: welcher Arzt bei Haarausfall?
Wenn Sie merken, dass Ihnen deutlich mehr Haare ausgehen als sonst, sollten Sie dem Arzt auf jeden Fall einen Besuch abstatten. Dafür sind sowohl der Hausarzt als auch der Dermatologe gute Ansprechpartner. Der Arzt startet seine Untersuchung dann üblicherweise mit einem sogenannten „Zupftest“. Dabei zieht er leicht und mit konstanter Kraft an etwa zehn Haaren. Wenn ca. 30-40 % der Haare zwischen den Fingern bleiben, ist das ein Zeichen für den Haarausfall.
Danach überprüft er Blut-, Leber- und Nierenwerte auf Mangelerscheinungen oder Schilddrüsenerkrankungen und sieht sich Entzündungswerte an. Nachdem er festgestellt hat, was die Alopezie verursacht, kann er dann die richtige Therapie verordnen.
Diffuser Haarausfall: was hilft?
Die gute Nachricht ist: beim diffusen Haarausfall wachsen die Haare wieder nach! Die richtige Therapie zu finden ist allerdings schon etwas komplizierter. Generell gilt: die Behandlung des Haarausfalls richtet sich nach dessen Ursache. Ist also der Auslöser geklärt, kann man den Haarausfall gezielt stoppen. Zwar sind die Auslöser wie gesagt sehr unterschiedlich, doch ein paar generelle Behandlungsansätze gibt es trotzdem. Einen oder mehrere davon auszuprobieren, kann auf keinen Fall schaden!
Stressbewältigung
In der Theorie klingt es einfach: Vermeiden Sie Stress und die Haare werden wieder wachsen. Tatsächlich ist das aber leichter gesagt als getan.
Stressbewältigung ist nämlich etwas sehr Individuelles und je nach Person können etwa Sport, Hobbys, längere Erholungsphasen oder eine bessere Strukturierung des Alltags dabei helfen, wieder zur Ruhe zu kommen. Auch Meditation oder autogenes Training können die nötige Entspannung bringen, sodass die Haare wieder aus der Ruhephase geholt werden.
Eine ausgewogene Ernährung
Damit den Haarwurzeln alle nötigen Vitamine, Nährstoffe und Spurenelemente zukommen, die sie für ein gesundes Wachstum brauchen, ist eine ausgewogene Ernährung notwendig. Das bedeutet vor allem: genügend Eisen und B-Vitamine, denn beides ist wichtig für den Haarwuchs. Während Eisen vor allem in Hülsenfrüchten, Weizenkleie und Leber enthalten ist, findet man Biotin in Rindfleisch, Eiern und Milch. Zink ist wichtig zur Keratinbildung und somit ebenfalls gut für das Haarwachstum. Es kommt hauptsächlich in Käse, Milch, Fleisch und Eiern vor.
Medikamente bei diffusem Haarausfall?
Falls der Haarausfall durch ein bestimmtes Medikament ausgelöst wird, sollte die Dosis unbedingt vom Arzt überprüft werden. Vor allem, wenn dem Haarverlust eine Störung der Schilddrüse zugrunde liegt, sollte er medikamentös behandelt werden, um die Fehlfunktion wieder auszugleichen. Doch ein bestimmtes Arzneimittel gegen den diffusen Haarausfall gibt es leider nicht. Dafür sind die Ursachen schlichtweg zu vielfältig.
Diffuser Haarausfall und Homöopathie
Auch die Alternativmedizin stellt Möglichkeiten zur Behandlung des diffusen Haarausfalls bereit. Hier gibt es je nach Ursache unterschiedliche Lösungen:
- Bei Stress: Wenn das Haar durch Stress oder psychische Belastungen ausfällt, wird das Mineralsalz Kalium phosphoricum empfohlen.
- Nach Schwangerschaft: Gehen die Haare nach einer Schwangerschaft aus, können sowohl Natrium chloratum als auch Sepia das erneute Haarwachstum etwas beschleunigen.
- Lycopodium kann ebenfalls verwendet und ebenso bei Haarverlust durch Krankheiten eingenommen werden.
- In Kombination mit Akne: Tritt der Haarverlust zusammen mit Akne auf, kann Selenium in Globuliform zum Einsatz kommen.
Diffuser Haarausfall: Haartransplantation als Lösung?
Im Gegensatz zum androgenen Haarausfall ist der diffuse Haarausfall reversibel, also macht eine Haartransplantation hier wenig Sinn. Da die Haare ja ohnehin wieder nachwachsen, müssen sie nicht dauerhaft neu verpflanzt werden. Eine Haartransplantation ist also wirklich nur im Falle eines erblich bedingten Haarausfalls eine gute Lösung.
Sie sehen, ein diffuser Haarausfall ist also im Normalfall kein Grund zur Beunruhigung. Sobald die genaue Ursache gefunden ist, lässt er sich meist gut behandeln. Wer sich ausgewogen ernährt und versucht, sein Stresslevel möglichst ausgeglichen zu halten, kann einem Ausgehen der Haare zumindest ein wenig vorbeugen!