Der Schock ist groß, wenn die Haare plötzlich in ganzen Büscheln vom Kopf fallen. Besonders starker Haarausfall schlägt aber nicht nur auf die Psyche, sondern ist meist auch ein Zeichen dafür, dass im Körper etwas nicht stimmt. Deshalb ist es ratsam, sich rechtzeitig damit auseinanderzusetzen, damit rasch dagegen vorgegangen werden kann. Hier geben wir Ihnen einen Überblick über mögliche Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten, damit extremer Haarausfall schnell wieder gestoppt werden kann.
Wann spricht man von starkem Haarausfall?
Haare durchlaufen in ihrem Wachstumszyklus mehrere Phasen und es ist ganz normal, wenn pro Tag bis zu 100 Haare ausgehen. Sobald der Haarverlust aber über einen längeren Zeitraum hinweg mehr ist, spricht man medizinisch gesehen von Alopezie.
In manchen Fällen ist der Haarschwund so stark, dass Betroffene schlagartig 300 oder sogar 500 Haare täglich verlieren. Die Haare gehen dann büschelweise aus und bleiben in der Haarbürste, in der Dusche oder an Kleidung und Kopfkissen hängen. In extremen Fällen können schon kahlere Stellen am Kopf entstehen oder der Scheitelbereich deutlich lichter werden. Von diesem starken Haarausfall sind Frauen meist eher betroffen als Männer.
Erster Schritt bei plötzlichem Haarausfall: ruhig bleiben und zum Arzt
Als erster Schritt gilt zunächst: Ruhe bewahren! Auch wenn es Angst macht, dass ganze Haarlocken in der Bürste hängen bleiben, ist die Alopezie meistens nur eine vorübergehende Störung und somit reversibel.
Damit der Haarverlust möglichst schnell wieder aufhört, ist ein Gang zum Hautarzt unerlässlich. Dort werden nach einem ausführlichen Gespräch dann Kopfhaut und Haarwurzeln gründlich untersucht. Zusätzlich wird meist eine Blutuntersuchung vorgenommen. Der Arzt versucht dabei abzuklären, ob eine Infektion oder Stoffwechselerkrankung vorliegt oder sonstige haarschädigende Einflüsse bestehen.
Zweiter Schritt: Ursachen für den extremen Haarausfall klären
Im Prinzip kommt der starke Schwund der Haare zustande, weil die Haarwurzeln geschädigt werden. Dafür kann es verschiedene Gründe geben. Von Umwelteinflüssen über Krankheiten bis hin zu ganz natürlichen Auslösern kommen hier mehrere Ursachen infrage.
Nährstoffmangel durch falsche Ernährung
Eine unausgewogene Ernährung und insbesondere radikale Diäten oder Essstörungen können Ursachen für extremen Haarverlust sein. Wird der Körper nicht mit ausreichend Nährstoffen versorgt, konzentriert er sich darauf, diese wenigen für lebenswichtige Organe zu verwenden. Von den Haarwurzeln werden die Nährstoffe allerdings abgezogen. In Folge leiden die Haarwurzeln an Unterversorgung und die Haare beginnen auszugehen.
Meist ist es ein Zink- oder Eisenmangel, der den Haarverlust verursacht. Möglich ist jedoch ebenfalls, dass es im Darm oder der Leber bei Mangelernährung oder extremen Fastenkuren zu einer gestörten Nahrungsverwertung kommt.
Medikamente als Auslöser

Ein plötzlicher, starker Haarausfall kann auch eine Nebenwirkung von bestimmten Medikamenten sein.
Die Liste möglicher Arzneimittel, die Haarverlust verursachen können, ist dabei gar nicht einmal kurz.
- Betablocker: Sogenannte Betablocker, die Ärzte häufig bei Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen verschreiben, können ein Absterben der Haarwurzeln nach sich ziehen. Insbesondere bei den Wirkstoffen Metoprolol und Propanolol ist Alopezie eine mögliche Nebenwirkung.
- Ibuprofen: Selbst das Schmerzmittel Ibuprofen kann bei regelmäßiger Einnahme einen Haarverlust bewirken.
- Antidepressiva: Die stimmungsaufhellenden Mittel können dazu führen, dass die Haare absterben und in Folge ausfallen. Diese Nebenwirkung kann sogar erst bis zu einem Jahr nach Beginn der Einnahme auftreten.
- Blutverdünner: Diverse blutverdünnende Medikamente können ebenfalls zu einem vorübergehenden Verlust des Kopfhaars führen.
- Chemotherapie: Ein besonders extremer Haarausfall kann in Folge einer Chemotherapie auftreten. Durch die Strahlenbelastung verlieren Patienten häufig alle Haare am Körper, einschließlich Wimpern, Augenbrauen und Körperhaaren.
Schwermetallvergiftung und Chemikalien in Pflegeprodukten
Bei Belastungen durch Giftstoffe oder Schwermetalle kann es ebenfalls passieren, dass die Haare plötzlich büschelweise ausgehen. Besonders Vergiftungen durch Aluminium, Blei, Quecksilber oder Cadmium können gefährlich für die Haare werden. Doch auch auf die Chemikalienbelastung in Färbemittel und Lacken oder auf scharfe Styling- und Pflegeprodukte können die Haarwurzeln empfindlich reagieren.
Verschiedene Krankheiten
Schwere Infektionskrankheiten wie Scharlach, Typhus, Influenza oder entzündliche Kopferkrankungen wie eine Schuppenflechte können ebenfalls Haarverlust als Begleiterscheinung mit sich ziehen. Doch Möglichkeiten gibt es hier noch viele andere. So kann ein starker Haarausfall etwa durch die Schilddrüse bedingt sein. Eine Schilddrüsenunterfunktion oder -überfunktion kann das Haarwachstum beeinflussen und dafür sorgen, dass das Kopfhaar sich verflüchtigt.
Starker Haarausfall nach Schwangerschaft
Nach der Geburt eines Kindes kommt es im Körper einer Frau zu einem rapiden Absinken des Östrogenspiegels. Während die Haare in der Schwangerschaft noch besonders voll und gesund aussahen, kann es passieren, dass sie nun stark ausgehen. Für gewöhnlich ist dieser Effekt aber nicht von Dauer. Bereits innerhalb von drei bis sechs Monaten normalisiert sich der Hormonspiegel wieder von selbst und die Haare sprießen erneut.
Psychische Ursachen
In gewisser Weise sind die Haare ein Spiegel der Seele. So können Trauer, Stress oder Depressionen dazu führen, dass es im Körper vermehrt zur Ausschüttung des Stresshormons Noradrenalin kommt, das Entzündungszustände an den Haarwurzeln auslöst. Selbst Schicksalsschläge oder Traumata können zu einem plötzlichen Haarausfall führen. Sobald die schwierige Zeit überwunden ist, erholen sich die Haare allerdings langsam wieder und finden zu ihrer alten Kraft zurück.
Plötzlicher Haarausfall: der kreisrunde Haarausfall

Entstehen auf der Kopfhaut gleich ein oder mehrere münzgroße Flecken, die komplett kahl sind? Dann handelt es sich um den kreisrunden Haarausfall. Er tritt plötzlich auf und ist an den runden Stellen erkennbar, an denen die Haare vollständig verschwinden. Was ihn auslöst, ist bisher leider noch nicht eindeutig geklärt; vermutlich hängt er mit einer Störung des körpereigenen Abwehrsystems zusammen.
Doch selbst dieser Haarverlust ist meist nur vorübergehend, bis sich das Immunsystem wieder stabilisiert hat.
Dritter Schritt: Was hilft gegen Haarausfall?
Macht sich sehr starker Haarausfall breit, ist das für Betroffene oft sehr belastend. Wenn sich die Behandlung der Alopezie aber gezielt nach der zugrunde liegenden Ursache richtet, führt sie in der Regel auch recht schnell zum Erfolg.
Nährstoff- und Mineralstoffmangel ausgleichen
Wurde ein spezifischer Mangel festgestellt, kann er durch eine Ernährungsumstellung auf mineralstoff- und vitaminreiche Kost wieder ausgeglichen werden. Dann können Nahrungsergänzungsmittel und Eisenpräparate zum Einsatz kommen. Doch Vorsicht bei der eigenhändigen Therapie mit Eisentabletten! Denn bei falscher Dosierung kann schnell ein Überschuss an Eisen im Körper entstehen, was ebenfalls nicht gesund ist. Daher gilt auch hier: Immer zuerst mit dem Arzt klären!
Wenn eine Essstörung vorliegt, ist es wichtig, sich psychotherapeutische Hilfe zu suchen, um wieder ein gesundes Essverhalten zu lernen und dauerhaft zu bewahren.
Medikamente absetzen
Ist der Haarausfall eine Nebenwirkung bestimmter Medikamente, sollte ebenfalls mit dem Arzt gesprochen werden, um die Dosis oder möglicherweise das gesamte Präparat zu ändern. Meistens wachsen die Haare recht schnell wieder nach, sobald die Medikamente richtig eingestellt werden.
Stressabbau: Entlasten ist angesagt!
Fallen Ihre Haare aufgrund von psychischem Stress aus, hilft nichts anderes, als sich mit der zugrunde liegenden Ursache auseinanderzusetzen. Gerade nach einem Trauma oder Schicksalsschlag kann es hilfreich sein, eine Psychotherapie in Anspruch zu nehmen, um den Stress besser bewältigen zu können. Darüber hinaus sollten Sie auf entspannende Maßnahmen wie Meditation und ausreichende Ruhepausen setzen und versuchen, einen Ausgleich zu finden.
Natürliche Pflegeprodukte verwenden
Je natürlicher die Haare gepflegt werden, desto gesünder sind sie. Achten Sie vor dem Kauf darauf, dass Ihre Styling- und Pflegeprodukte mild und frei von synthetischen Inhaltsstoffen sind. Wer auf seine Haarfarbe oder Tönung unter keinen Umständen verzichten will, sollte zumindest darauf achten, möglichst schonende Mittel zu verwenden.
Übrigens: Wenn Ihnen vorkommt, dass ein besonders starker Haarausfall nach dem Waschen der Haare auftritt, seien Sie unbesorgt! Das ist meist nur eine subjektive Wahrnehmung, denn bei der Haarwäsche gehen nur die Haare aus, die sich ohnehin verabschiedet hätten.
Starker Haarausfall nach Haartransplantation: völlig normal

Wer sich einer Haartransplantation unterzieht, um gegen den erblich bedingten Haarausfall vorzugehen, ist oft perplex, wenn die transplantierten Haare ein paar Wochen nach dem Eingriff wieder ausfallen. Das ist jedoch ganz normal und kein Anzeichen dafür, dass die Operation nicht erfolgreich war. Grund dafür ist schlichtweg der Operationsschock, unter dem die Haarfollikel stehen. Da sie von Energie und Proteinen abgeschnitten werden und unter Sauerstoffmangel leiden, werfen die Follikel die Haare erst einmal ab.
Mit der Zeit gewöhnen sie sich jedoch an ihre neue Umgebung und beginnen nach ein paar Monaten wieder mit der Haarproduktion. Bei einer FUE-Haartransplantation ist das Risiko für einen Haarverlust prinzipiell geringer, da die Methode schonender für das Gewebe ist.
Doch selbst wenn sich die Haare zunächst verabschieden, kann man bereits nach einiger Zeit damit rechnen, dass sie wieder nachwachsen.
Starker Haarausfall kann also unterschiedliche Gründe haben. Während ein scheinbar plötzlicher und extremer Haarschwund nach einer Geburt, nach Absetzen der Pille oder nach einer Haartransplantation nichts Ungewöhnliches oder Besorgniserregendes ist, kann der Haarverlust auch psychisch oder krankheitsbedingt sein. Daher ist es wichtig, die Ursache für das Ausgehen der Haare medizinisch abklären zu lassen.